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Zur Geschichte von Holzingen

Vier Kilometer südwestlich von Weißenburg liegt in einer fruchtbaren Senke das schmucke,
großzügig angelegte Angerdorf Holzingen. Rund 300 Einwohner zählt die Gemeinde
mit 25 stattlichen, noch bewirtschafteten Gehöften.

Am Nordrand des Ortes führte im 2. und
3. Jh. n. Chr. die römische Heerstraße nach Weißenburg,
die im Zuge der Flurbereinigung als Zufahrtsstraße zu den landwirtschaftlichen Grundstücken
ausgebaut wurde.
Über Zeit und Hergang der Gründung von Holzingen gibt es zwei Theorien, die auf Grund fehlender
Funde aus der Holzinger Flur letztendlich nicht beweisbar sind, so dass ich sie der Sachlichkeit
halber nacheinander nenne und es dem Leser überlasse, zu welcher Annahme er sich mehr hingezogen
fühlt. Ich trenne bei der Darstellung bewiesene Tatsachen von Vermutungen.
1. Theorie: Historische Tatsache: Die Alemannen, ursprünglich ein Verband von Teilstämmen
der westgermanischen Sueben, stießen während der Völkerwanderung im
3. Jh. n. Chr. vom
Oberrhein und Main über den Limes auch in unser Gebiet (Schwäbische Rezat, Altmühlgrund) vor,
wurden aber dann um 500 n. Chr. von den Franken unter dem Merowingerkönig Chlodwig besiegt
und gerieten in deren Abhängigkeit. Verschiedene Ortsnamen weisen heute noch
auf die alemannische Besiedlung zurück.
Vermutung: Zu diesen Orten gehört auch das heutige Holzingen. Ortsansässiger niederer Land-Adel,
der die Meierstelle inne hatte, königliche Rittersleute und freie Bauern lebten in den Ortschaften
zusammen. Historische Tatsache: Das im frühen
10. Jh. n. Chr. entstandene Stammesherzogtum
Alemannien, später Schwaben, umfasste noch das gesamte alte alemannisch-schwäbische Stammesgebiet
und bestand bis ins 13. Jh.

2. Theorie: Die Annahme, dass alle Orte, deren Namen auf -ing(en) enden, schon bald nach den Stürmen
der Völkerwanderung (also im 4. oder 5. Jh.) gegründet wurden, trifft wie für viele andere Orte auch
für Holzingen vermutlich nicht zu. Nach dem übereinstimmenden Urteil der maßgebenden Forscher
können die echten -ing(en) Orte fast ausnahmslos von Personennamen abgeleitet werden.
Dazu kommt außerdem noch die Tatsache, dass die alten -ing(en) Orte (gegründet im 4.,5. Jh.)
immer an landschaftlich sehr günstigen Plätzen, z. B. größeren Bächen oder Flüssen,
liegen und meist sehr alte Pfarrsitze aufweisen. Alle diese Eigenschaften treffen jedoch auf
Holzingen nicht zu. Der bekannte fränkische Ortsnamensforscher Dr. Bacherler aus Eichstätt
deutet den Ortsnamen Holzingen als “Platz am Wald", eine Erklärung, die der wirklichen Lage
sicherlich entspricht.

Anmerkung des Verfassers: Das Wort Hol(t)z hatte in der alemannischen Sprache möglicherweise
eine ganz andere Bedeutung als heute. Der Ort wird also nach Meinung Dr. Bacherlers mit einiger
Sicherheit im 8. oder
9. Jh. n. Chr. entstanden sein, als auch die abseits der großen Bäche und Flüsse
liegenden Gegenden gerodet und besiedelt wurden. Auch die Bedeutung “Sippensiedlung eines Hol(t)z(o)"
wird noch genannt.

Anmerkung des Verfassers: Als Lösung für den scheinbaren Widerspruch zwischen 1. und 2. Theorie
könnte ich mir vorstellen, dass die Zeit der ersten Besiedelung der Holzinger Flur nicht gleichzusetzen
ist mit der Zeit der eigentlichen Gründung des Ortes und seiner Namensgebung, so dass Theorie 1
die erste Besiedelung erklärt und Theorie 2 die Entstehung des Ortsnamens Holzingen zu deuten versucht.

Historische Tatsache: Vom frühen Mittelalter, ab etwa 900 n. Chr. bis 1502, als die männliche Linie
des Geschlechtes derer “von Holtzingen" ausstarb, war Holzingen der Stammsitz des gleichnamigen
Adelsgeschlechtes, der “Herren vom Holtzingen". Ältere, urkundlich belegbare Namensformen von
Holzingen sind folgende: 1197 Holtzingen, 1215 Holzingin (als Urbar des Grafen von Pappenheim),
1489 Holzingen usw. Ein Hartmannus de Holtzinge wird zum ersten Mal um 1130 erwähnt.

Die älteste, den Ort erwähnende Urkunde stammt aus dem Jahre 1197. Am 3. August dieses Jahres
belehnt nämlich Kaiser Heinrich VI. seinen Marschall Heinrich von Kallendin für seine treuen Dienste
mit gewissen in der Nähe Weißenburgs liegenden Zehnten. Als Zeuge ist dabei Conradus von Holzingen
erwähnt. In den Registern der Oettinger Grafen können wir nachlesen, dass am 6. Januar 1261 ein
Conrad von Holzingen edler Zeuge war, als Graf Ludwig von Oettingen den Herren Rittern des hohen
Deutschen Ordens in Oettingen Güter zu kaufen erlaubt.
Conrad und sein Bruder Friedrich sind auch in vielen Heilsbronner Urkunden als Zeugen überliefert.
Am 27. Oktober 1303 verzichteten Conrad und sein Bruder Friedrich mit ausdrücklicher Zustimmung
ihrer Frauen und Kinder auf das vom Zisterzienserkloster Heilsbronn ihnen und ihren Nachkommen
schuldige Nachtschuh-Reichnis gegen Empfang einer Stute mit deren Fohlen. Als Siegler erscheint
Graf Conrad von Oettingen.
Ab 1330 hatten die Holzinger Ansitz auf der Schnabelsburg. Friedrich von Holzingen hatte zur
Gemahlin Catherina, eine geborene von Gundelsheim. Sein zweiter Bruder Ulrich war im Jahre 1345
Zeuge beim Grafen Ludwig von Oettingen.

Die Verkaufsgeschäfte des Friedrich von Holzingen sind etwas unklar. Im Jahre 1345 soll er Dreiviertel
seiner heute spurlos verschwundenen Schnabelsburg und eine Mühle um 700 Pfund Heller an
Bischof Albert I. von Hohenfels in Eichstätt verkauft haben. Der wiederum soll alles dem Kloster
Wülzburg gestiftet haben. Später erscheint jedoch eine Stiftungsurkunde, wonach Burg und Ort dem
Kloster Wülzburg von den Holzinger Herren gestiftet worden sein soll.
1360 findet Holzingen Erwähnung als Filial von Emetzheim unter eichstättischer Herrschaft.

Ab 1404 wurde Dorf und Kirche der Wülzburg angegliedert, gemäß dem Willen und der Verfügung
der Familie von Holzingen. Diese Angliederung wurde nochmals von Frau Gertraud von Holzingen 1531
bestätigt.

Friedrich von Holzingen, der auch den Beinamen “Der Kurze" führte, starb ohne Leibeserben.
Sein Bruder Ulrich hatte zwei Söhne, Hans und Friedrich. 1371 saß Hans mit seiner Gemahlin
Margarethe auf der Burg zu Salach (Burgsalach). 1381 war er u. a. auch in Bernhardswinden
(Lkr. Ansbach) begütert. 1402 empfing er einen Hof in Wachstein von den Oettinger Grafen,
dessen Vasallen (Lehensmänner) die “von Holzingen" waren. 1406 verkaufte er seinen Besitz in
Burk (Lkr. Dinkelsbühl) an das Kloster Heilsbronn. Friedrich war 1380 Canonicus (Chor- und Domherr)
zu Ellwangen. 1400 war er Domkapitularherr zu Eichstätt und Regensburg. Hans von Holzingen hatte,
wie sein Vater Ulrich, zwei Söhne: Friedrich Johann und Conrad.
Friedrich Johann besaß 1430 die Veste Wiesenbruck (Lkr. Feuchtwangen), auf der schon um 1380
ein Nikolaus von Holzingen saß.
Conrad gehört 1429 zur Hälfte Laufenburg und Niederschwaningen (Lkr. Dinkelsbühl). Nach der
Vermählung mit Anna von Schwaningen kam ganz Schwaningen in seinen Besitz. 1433 erwirbt er viele
Güter um Schwaningen, in Altentrüdingen, Obermögersheim und Kröttenbach. Conrad hatte fünf Kinder:
Siegmund, Margarethe, Anna, Sibylle und Hans.

Siegmund (Senior) von Holzingen, zu Schwaningen und Lauffenburg nahm als Gemahlin Genoveva von
Lentersheim zu Altenmuhr.

Margarethe war Äbtin im Stift Zimmern in Schwaben.

Anna wurde die Gemahlin des Conrad von Rechenberg zu Ostheim.
Sibylle wurde die Gemahlin des Siegmund von Seckendorff zu Niederzenn und Leutershausen.

Hans besaß 1425 das untere Schloß Berolzheim. 1452 verkaufte er mit seiner Gemahlin Margarethe
und seinem Sohn Georg das Vogteirecht zu Hüssingen an das Kloster Heidenheim.
Georg erbte 1451 Schloß Berolzheim und war Hoch-Gräflich Oettingischer edler Ritter,
Gerichtsassessor und Lehensträger.

Ritter Siegmund (Senior) hatte einen gleichnamigen Sohn Siegmund (Junior), der mit Justina von Roß
vermählt war und eine Tochter Gertraut, die Letzte des Geschlechts derer von Holzingen.

Siegmund Junior starb 1502 ohne Erben. Damit war die männliche Linie des alten fränkischen Geschlechtes
derer “von Holzingen" ausgestorben.

Seine Schwester Gertraut hatte ein kümmerliches Dasein. Sie geriet in große Armut, so daß ihr
das Kloster Wülzburg den 1404 gestifteten Besitz wieder zurückerstattete, damit sie leben konnte.
1531 beschloss sie dennoch ihr irdisches Dasein.

Nach ihrem Ableben fiel Holzingen an das Haus Brandenburg-Ansbach. Die Ansbacher Markgrafen
teilten den Ort dem Oberamte Gunzenhausen zu. Die meisten Untertanen gehörten zum
ansbachischen Stiftamt Wülzburg, einer unteren Verwaltungsstufe des genannten Oberamtes,
die anderen waren Untertanen des Ellinger Deutschordens.

1732 gab es in Holzingen 21 ansbachische, 7 weißenburgische und einen pappenheimischen Untertan.
Zuvor war besonders der Deutschorden begütert. Die Gemeindeherrschaft gehörte dem Klosterstift
Wülzburg, das auch Grablege derer “von Holzingen" war. Gassen und Feldfrevel gehörte dem Amte Flüglingen Weimersheim.
Die Nachbargemeinde Emetzheim war Pappenheim zugehörig. Aus Forschungen von Prof. Dr. Kraft läßt sich
noch entnehmen, dass die Grafen von Pappenheim im Jahre 1215 schon Untertanen in Holzingen besaßen.

Nachdem Markgraf Alexander von Ansbach seine Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an die Hohenzollern
abgetreten hatte, kam Holzingen 1791 an Preußen. Am 20. Mai 1806 wurde Holzingen Bayern einverleibt.

Ein für die Feuerwehr bedeutsames Jahr war sicherlich 1877. Damals wurden die letzten Strohdächer
im Ort durch Steindächer aus Solnhofener Plattenkalk ersetzt. Reste davon sind heute noch im Dorf zu sehen.

Seit der Errichtung der Bezirksämter (seit 1862), später der Landratsämter, gehörte Holzingen
zum Altlandkreis Weißenburg, seit der Gebietsreform zum Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Am 1. Juli 1972 wurde Holzingen als “Ortsteil" nach Weißenburg eingemeindet. Erster
Ortssprecher und Stadtrat wurde Hans Hemmeter, vormals Bürgermeister von Holzingen.

In der bayrischen Zeit wurde es ruhiger in Holzingen. Erst 1945 bemerkte man wieder fremde Truppen.
Die Amerikaner zogen durch unser Dorf - Kampfhandlungen fanden nicht statt.

Wichtige Ereignisse nach 1945

  • 1958 Aufgrund seiner großen geschichtlichen Vergangenheit entschloss sich die Gemeinde unter
    dem damaligen Bürgermeister August Luft, das Wappen des gleichnamigen Geschlechtes
    der Herren von Holzingen zu übernehmen: Über dem schwarz-silber gevierten Schildfuß
    (Zollernschild der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach) ein goldener, nach rechts aufrecht
    schreitender Löwe auf rotem Grund. Dieses Motiv übernahm auch die FFW für ihr 1980 geschaffenes
    Wappen. Herr Ingenieur W. Huber aus Gunzenhausen, der das Gemeindewappen entwarf,
    fand die besten Originalvorlagen dazu in der evangelischen Pfarrkirche zu Ostheim vor.
    Das Original-Wappen derer “von Holzingen" findet sich auch auf drei Grabstätten der Herren von Rechenberg.


    1954-1957 Flurbereinigung 1955-1959 Kanalisation
    1956-1958 Bau der Wasserversorgung. Anschluss an die Flüglingerberg-Gruppe. Tiefbohrung und
    Hochbehälter liegen auf Holzinger Gemeindeflur. Am 23. 1. 1958 ist die neue Wasserleitung in Anlauf.
    1963 Einweihung des neuerbauten Schulhauses 1963 Kirchenrenovierung
    1965 Ausbau der Ostsdurchgangsstraßen
    1978 Ausbau der Straße nach Weißenburg
    1978 des neuen Friedhofes und Leichenhalle Fertigstellung 1979 Ausbau der Straße nach Weimersheim.
    1981 Einbau der neuen Orgel
    1982 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr
    1996 Einweihung des Gemeindehauses
    1996 Erschließung Neubaugebiet Ziegelfeld
    1999 75 Jahre Kriegerverein Holzingen
    2002 Erschließung Neubaugebiet Bürgermeister-Hemmeter-Str.

    Verfasser: Franz Josef Hansbauer, ehmaliger Lehrer in Holzingen

    Zur Geschichte der Kirche von Holzingen
  • Die um 1000 n. Chr. erbaute Kapelle Sankt Margarethen war zunächst
     von einem Wülzburger Pater versehen. Nach dessen Tod einigte
    sich das Kloster Wülzburg mit Pappenheim, dass der Emetzheimer Vikar Ulrich Beyersdörfer Holzingen mitbetreut. Seit dieser Zeit waren beide Gemeinden teils selbständig,
    teils gemeinsam unter einem Pfarrer. Der Sitz der Pfarrer wechselte ebenfalls zwischen
    Holzingen und Emetzheim.
    Die damaligen Pfarrer lebten von den beiden Höfen in Emetzheim und Holzingen.
    Einer der Höfe war an den sogenannten Witungbauern verpachtet. Darüber hinaus stand dem Pfarrer
    der Zehnte alles Getreides, der übrigen Feldfrüchte, des Obstes und des Viehes zu.
    Davon musste er zwei Drittel an den Bischof abgeben, das restliche Drittel behielt er für sich.
    Den Zehnten bekam er von den Siedlungen Grönhart, Naßwiesen, Neuheim, Holzingen, Emetzheim und
    Dettenheim. In Holzingen hatte der Pfarrer einen Kaplan zur Amtshilfe.
    Etwa 1544 wurde auf Veranlassung Brandenburgs die Reformation in Holzingen und Emetzheim eingeführt,
    unter dem damaligen Pfarrer Udalrikus Regner (1554-1565). Er konnte sich nicht mehr entschließen,
    evangelisch zu werden; so wurde Emetzheim erst 1565 evangelisch. Der Kaplan von Holzingen wurde
    bereits 1525 evangelisch, mit ihm auch die Gemeinde.
    Der erste evangelische Pfarrer war dann Michael Crafft (1565-1595); er war von den Pappenheimern
    eingesetzt worden. Eigentlich hatten die Markgrafen von Ansbach das Besetzungsrecht. Davon machten
    sie aber erst 1592 Gebrauch. Als Pfarrer Crafft in Holzingen weilte, kamen sie nach Emetzheim,
    ließen die Kirche aufbrechen und setzten einen neuen Pfarrer ein.
    Insgesamt haben seit der Reformation 54 Pfarrer in den beiden Gemeinden Dienst getan.
    Der letzte  Pfarrer war Karl
    (1922-1927).
                • Pfarrer a.D. Gottfried Seiler